Liquid Narratives
Unter dem Titel „Liquid Narratvies“ zeigt Heeyoung Rosa Jo neue Arbeiten im The Tiger Room. Die Bilder der Künstlerin wirken zart und gleichzeitig äußerst dynamisch. Sie oszillieren zwischen gestischer Abstraktion und feiner Figuration und evozieren gekonnt die Poesie des Gewöhnlichen.
Die Künstlerin porträtiert eine Vielfalt von Wesen und Dingen, ihre Leinwände werden von angedeuteten Figuren bevölkert, farbige Linien und Muster geben den Bildräumen eine rhythmische Struktur. Größere Farbflächen wechseln sich mit Leerstellen ab. Sie geht gekonnt mit der farblichen Gestaltung um, verbindet Töne und schafft elegante Verläufe und Kontraste. Die großformatigen Leinwände sind dabei nicht wie üblich auf Keilrahmen gespannt, vielmehr hängt die Künstlerin die Bildträger direkt an die Wände des Ausstellungsraums oder präsentiert sie auf dem Boden drapiert. Losgelöst von jeglichem hölzernen Rahmen wird der Stoff selbst zum erweiterten Bildraum. Die Entscheidung, auf einen fest definierten Hintergrund zu verzichten, schafft ein erweitertes Spielfeld für assoziative Intuition und Spontaneität, wobei jeder Pinselstrich einen gegenwärtigen Moment einfängt. Bei einer Auswahl kleinformatiger Bilder, die in der Galerie gezeigt werden, nutzt die Künstlerin Keilrahmen. Diese Bilder wirken dichter komponiert und komprimiert.
Heeyoung Rosa Jo widmet sich in ihrer künstlerischen Praxis den Unsichtbarkeiten und Paradoxien des täglichen Lebens. In ihren Bildern und Zeichnungen verdichtet sie flüchtige Impressionen zu atmosphärischen Kompositionen. Dabei verwebt sie scheinbar unvereinbare Momente miteinander und macht so die subtile und ephemere Schönheit des Unsichtbaren greifbar. Sinnlich und durchaus humorvoll sind die Bilder der Künstlerin aus einer Perspektive der Neugierde und Zugewandtheit entstanden, sensibel untersucht sie die Verbindung zwischen dem Alltäglichen und dem Vergänglichen. Ein besonderes Augenmerk wirft die Künstlerin auf Zwischenzustände, sie erkundet die ungreifbare Natur und Konstruktion von Wahrnehmung und Identität, in der jeder Moment und jede Spur in sich einzigartig sind. Ihre Bilder sind fragmentarische Erzählungen in denen Szenen und Gefühle gleichwohl fließend wie eingefroren wirken.
Text von Quirin Brunnmeier
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Artist
Heeyoung Rosa Jo (*1991 in Seoul) erforscht in ihrer Kunst die Unsichtbarkeiten und Paradoxien täglichen Lebens. Sie verdichtet flüchtige Impressionen zu atmosphärischen Kompositionen, in denen Szenen und Gefühle gleichermaßen fließend und eingefroren erscheinen. Ihre Werke bewegen sich zwischen gestischer Abstraktion und feiner Figuration, was die Poesie des Alltäglichen auf subtile Weise einfängt.