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Portals
Frida Katos Arbeiten bewegen sich an der Grenze zwischen Üppigkeit und Klarheit, zwischen Ausbruch und Form, zwischen Bild und Objekt. Ihre Gemälde und Keramiken fließen wie Lava – eruptiv, pastos und dennoch präzise gelenkt. Schichten außergewöhnlich harmonischer Farbkompositionen überlagern sich, ranken ineinander und formen rhythmische, hybride Gebilde, die die starke taktile Präsenz der Oberfläche mit der Zartheit des Gesamtausdrucks vereinen. Farbe fließt, erstarrt und bildet schimmernde Filme – feucht und lebendig, flächig und trocken, manchmal durchscheinend wie Seide, manchmal schwer wie Samt. Diese Dynamik erschafft eine Welt, in der alle Dimensionen gleichzeitig existieren: das Sichtbare und das Unsichtbare, das Morbide und das Fragile, das Physische und das Ätherische.
Ihre Werke sind Portale, die das Unbewusste berühren. Sie fragen, was passiert, wenn das die Idee in die vermeintliche Realität hineingeboren wird, wenn Zartheit bricht, wenn Freiheit gewährt oder aufgegeben wird. Ihre Arbeiten sind Spuren und Zeichen einer Welt, in der alles gleichzeitig stattfindet – eine künstlerische Übersetzung des Blockuniversums. Eines Ortes in dem alle Zeit und jeder vorstellbare Raum gleichzeitig existieren. Die Inszenierung ihrer Kompositionen und Installationen erinnert an die Stillmittel des barocken Theaters: Drama, Überzeichnung, Fülle und Pracht werden zum zentralen Element. Säulen, geschwungene Voluten, Tupfen, und Ranken schaffen eine Bühne, die den Raum durchdringt und ihm neue Bedeutungen verleiht. Doch trotz ihrer opulenten Ästhetik stehlen sich die Elemente nie gegenseitig die Bühne. Alles hält sich in Balance, selbst wenn das Gewicht der skulpturalen Formen greifbar ist.
Frida Kato schafft mit ihrer Kunst keine festen Zustände, sondern fließende Übergänge. Ihre Werke sind keine statischen Objekte, sondern dynamische Momente – ein Echo der Künstlerin selbst. So zeichnet die Exposition ebenfalls eine rhythmische Bewegung zwischen Objekten und Bildern nach und formt ein organisches Zusammenspiel aus Form, Textur und Bewegung. Dick auf getragene Farben verschmelzen mit keramischen Strukturen, wodurch die Grenzen zwischen den Medien aufgelöst werden. Die Malereien scheinen sich aus ihren Rahmen zu lösen, während die Keramik-Objekte mal als eigenständige Elemente, mal als Erweiterung der Leinwände fugieren. Erdige Ocker-, Grün- und Blautöne, durchbrochen von kräftigen Rot und warmen Pastelltönen, erzeugen eine expressive, fast archaische Materialität.
Katos kreativer Prozess ist durchzogen von einer Auseinandersetzung mit dem Unbewussten, das in den Arbeitsablauf integriert wird, etwa durch Strategien, die an Écriture automatique und dessin automatique erinnern. Diese Ansätze ermöglichen es, die Kontrolle des bewussten Verstandes zu umgehen und den spontanen, ungefilterten Ausdruck zuzulassen. Indem sie Intuition und Zufall in ihre Arbeitsweise integriert, öffnet sie Räume, in denen das Unbewusste sichtbar wird.
Text von Tinatin Ghughunishvili-Brück (Kunsthistorikerin, Kuratorin)
München, Januar 2025
Installation views
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Artist
Frida Kato (1990, Tokyo) graduated from the Academy of Fine Arts Munich in 2023 in the class of Prof. Nicole Wermers. Before that, she studied Fine Arts at Tokyo Zokei University (2010–2014). Her diploma exhibition „Pastose Theater“ (AdBK Munich, 2023) demonstrated her remarkable ability to merge form, color, and space.